Das Arzgebirg
Schon die Anreise mit den Zügen war stressig und das 6-malige Umsteigen dazu. Der Zug nach Uelzen fiel ganz aus, da musste ich umdisponieren. Und der Zug von Leipzig nach Chemnitz stammte noch aus der DDR-Zeit. Der hatte noch 4 Einstiegstufen, und die Tür war sehr schmal. Ein Problem, mit dem Rad hineinzukommen. In Magdeburg war ein Lift defekt, und in Leipzig sah ich keine Fahrgasthinweise zum oberen Terminal. In Niederwiesa, der ersten Übernachtung, gab es nur Treppen im Bahnhof. Jugendliche halfen mir aber runter und wieder rauf. Und zu guter Letzt war auch das Hotel bereits geschlossen ... ich stand zweifach im Regen.
Ein Radurlaub durchs Erzgebirge ist ganz schön anstrengend, denn wenn man abseits des Kammweges unterwegs ist, geht es oftmals lange Strecken aufwärts. Ohne Pedelec kommt man gehörig ins Schwitzen. Wenn dann auch noch der Radakku erschöpft ist ... Nette Leute hab ich da getroffen, hilfsbereite Jägersleute haben mich im Auto zur Übernachtung in die Klügelhütte Zinnwald gefahren. Denn das war nahezu Überlebenswichtig: Ich hatte noch eine lange, gebirgige Strecke vor mir . Danke nochmal. Ober schee wars allmal. Ich ärgere mich noch heute, dass ich von den netten Leuten und ihrer Jägerhütte keine Fotos machte.
Das ist eine der Eisenbahnbrücken über die Flöha. Da hat man noch Steinquader auf Steinquader gesetzt, nicht die Pfeiler in Beton gegossen. Und die überdachte Holzbrücke über die Flöha ist auch bereits Jahrhunderte alt.
Diese Gegend hat mich zu meinem Roman "Der Marsch ins Verderben" inspiriert, lange, bevor ich selber da war.
Rudolf Haubold ist ein Kind Rübenaus. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, wird er zunächst Sympathisant und später ein glühender Anhänger Hitlers. Als SS-Angehöriger bekämpft er an der Ostfront polnische Partisanen, wird mit Orden hoch dekoriert , verhilft bei der absehbaren Niederlage jedoch deutschen Landsleuten zur Flucht in den Westen.
Anton Grynszpan, ein Nachbar Haubolds in Rübenau, verliebt sich in die Tschechin Jana aus Kalek. Er muss vor den Nazis ins Nachbarland flüchten und nach der Okkupation Böhmens auch noch Krieg und Verwundung an der Westfront ertragen. Seine Familie wird im KZ Flossenbürg inhaftiert und erlebt die Folter des Lagerlebens. Dessen Bruder Arnold hört im KZ unter ständiger Lebensgefahr englische Kriegsberichte ab und informiert so seine Mithäftlinge über den Kriegsverlauf. Das gibt die Kraft, auf Überleben zu hoffen. Erlebt er das Ende des Krieges und die Befreiung noch? Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten, die Tragik um die Familie Grynszpan ist fiktiv.
Durch Klick auf das Buchcover >Der Marsch ins Verderben< kann der interessierte Leser mehr über den Inhalt lesen. Das Buch ist z.Z. nicht lieferbar.
Es ist eine wunderschöne Route im Tal der Natschung. Ich fuhr von Rübenau/Einsiedel ständig bergab zurück nach Olbernhau. Es gibt auch eine Parallelroute über die Berge. Muss auch sehr schön sein. Vielleicht ein nächstes Mal. Komme gerne wieder.
Ohne Fahrradnavi fühlte ich mich recht verlassen. Ich hatte zwar eine Radkarte dabei, doch musste ich mich oft durchfragen, wo es denn lang geht.
Aber man half mir. Am Abend erreichte ich den Tschechischen Ort Mikulov.
Die Pension dort ist sehr einfach eingerichtet, doch der Wirt war deutschsprachig und umgänglich. Es ist eher eine Herberge für Motorradfahrer und Monteure.
Im Carola gibt es nette Zimmer und gute Verpflegung zu angemessenen Preisen. Man sollte aber direkt buchen, dann ist es billiger. Beschwerlich ist der Zugang für Fahrräder. Da sollte man sich noch etwas einfallen lassen. Die Wirtin ist sehr nett und hilfsbereit.
Ab Mikulov ging es auf steilen Waldpisten nach Kupka. Da braucht man ein Mountainbike oder Pedelec. Auch die Bahn muss den Track zurücksetzen. Und dann verlor ich die Orientierung. Und dazu war der Radakku erschreckend geleert. Ich würde die nächste Unterkunft nicht mehr erreicht haben, hätte ich nicht nette Leute gefunden, welche mich mitsamt dem Rad zur Klügelhütte transportierten.
In Krupka war es zu steil auf dem Waldpfad. Ich musste aufgeben und die Straße benutzen. Und da ging das Dilemma los. Die Zeit lief mir davon, und der Akku zeigte nur noch einen Strich. Ich radelte über Chlumic, Telnice und Petrovice, immer auf der viel befahrenen Straße. In der Waldeinsamkeit fand ich dann eine Gruppe von Wildjägern, die mich mit dem Auto, das Rad im Hänger, zur Zinnwalder Klügelhütte brachten. Hätte ich alleine nie erreicht an dem Tag.
Der letzte Radlertag war anstrengend. Aber auch von hilfsbereiten Menschen geprägt. Eigentlich wollte ich am Abreisetag von Zinnwald über Altenberg bis Glashütte mit dem Rad fahren. Aber aufgrund der Erfahrung vom Vortag ließ ich es sein. Ich hätte möglicherweise den Zug verpasst. Im Rückblick war es eine tolle Tour, gespickt mit Unvorhergesehenem und schöner Natur. Das Erzgebirge ist eine Reise wert.
Und wer mag, kann sich das bekannte Feierabendlied auf Youtube anhören: https://www.youtube.com/embed/uwIk1Ygctg4