So wird ein Schuh draus. Der Laie ahnt ja nicht, was für Arbeitsgänge alle zu einer handwerklichen, orthopädischen Schuhfertigung gehören. Deshalb wird hier mal der Werdegang demonstriert. Vielleicht interessiert es ja jemanden. Orthopädische Schuhe sind keine Mode- sondern Therapieschuhe. Jedenfalls ist die Anfertigung eine sehr aufwendige Arbeit und wird von den Krankenkassen keinesfalls ausreichend honoriert. Wenn man dagegen die Bezuschussung von Hörgeräten betrachtet, ist die Vergütung für die Orthopädie-Schuhtechnik ein Affront und trägt dazu bei, dass dieser wichtige Beruf kaum noch Nachwuchs findet. 

Es hat sich allerdings viel getan in den letzten dreißig Jahren. Wurden zu meiner Lehrzeit und lange danach noch vorwiegend sehr aufwendige Rahmenschuhe mit Pechfaden und ebenso mit Holnägeln gefertigt, kam dann mehr und mehr die Klebe- und Kunststofftechnik zum Einsatz. Dadurch konnten die Therapieschuhe schneller und auch leichter gefertigt werden. Das ist ein wesentlicher technischer Fortschritt. Auch die Abformtechnik hat sich gewandelt. Aber die Maschinen und Geräte sind sehr teuer. Und wenn dann die Vergütungen durch die Krankenkassen stetig gesenkt werden, ist ein wirtschaftliches Arbeiten kaum noch möglich. Dann ist die Folge, um überhaupt noch Gewinn zu erzielen, dass die Qualität der Versorgung stetig sinkt. Ist das etwa die Lösung?

Das war einmal. Der Betrieb ist aus Altersgründen stillgelegt.
zuerst kommt das Maßnehmen. Auf Trittspur und Abdruckschaum. Oder Elektronisch.
Einlagen, individuell
Korkunterbau der Einlage
auf dem Trittschaum werden die Umrisse überprüft.
Der Leistenschaum wird komponiert
und in die Gipsform eingefüllt
so schäumt er zum Leisten auf
Leistenschaum
der Gips, Grundlage zur Leistenanfertigung
Schuhleisten aus Hartschaum
Entkernung
Überprüfung auf dem Schaumabdruck
die Trittspur
Der Rohling wird beschliffen
beschleifen
und geglättet
fertig
der Gips ist ausgehärtet
danach wird der Holzleisten gefertigt
stimmen die Maße?
Anfertigung der Probeschuhe aus Plastik
Beinlängenausgleich
der Verkürzungsausgleich wird gefertigt
die Bettung zur statischen Ausrichtung
immer wieder die Maßüberprüfung
Maßüberprüfung
Arbeitsschritte
das Leder wird gefestigt
dann zugeschnitten
dann geschärft
mit einer Ziehklinge oder Glas egalisiert
dann mit Innenkleber bestrichen
Verklebung
das ist eine Hinterkappe zum Stabilisieren der Ferse. Sehr wichtig!
Hinter-und Vorderkappen
zum Zusammenfügen bereit
Einbringen der Hinterkappe
Vorderkappe ist "eingezwickt"
Papiermodell für die Schäfte
Die Schäfte
überholen (ob alles passt, die Nähte richtig sitzen
einbringen der Vorderkappe
das Blatt wird zurückgeschlagen
die Vorderkappe ist aufgezwickt
der Vorschuh ist eingezwickt
Der Schaft ist mit dem Boden verbunden
das Gießharzgelenk ist eingebracht

Das ist in groben Zügen die Demo einer Anfertigung eines Orthopädischen Schuhes. Sehr aufwendig und arbeitsintensiv und deshalb  ist es abwegig von den Krankenkassen, die sowieso schon kargen Vergütungen weiter zu kürzen. Indem z.B. die Probeschuhe aus dem Leistungskatalog gestrichen wurden und für Einlagen lediglich die Vergütungen gezahlt werden, die nur noch die Abgabe von wenig hilfreichen Fabrikeinlagen erlauben. Es wird darauf gesetzt, dass Patienten auch hier Zuzahlungen leisten müssen, wozu sie oft nicht in der Lage sind. Was bleibt, ist eine Versorgung, welche den Namen nicht verdient. Für Hörgeräte werden jedoch Unsummen ausgegeben. So wichtig gutes Hörvermögen auch ist, der Aufwand für das elektronische Gerät steht in keinem Zusammenhang mit dem Zeitaufwand zur Anfertigung orthopädischer Schuhe.

Na ja, ganz in Vergessenheit geraten sollen die Urkunden ja auch nicht. Bin stolz auf die Anerkennungen.